Wo fange ich bei meinen ersten
Eindrücken nur an? Sollte ich mit den ersten Eindrücken, die ich
hier in Bosnien gemacht habe, anfangen oder doch schon mit denen, die
ich als Freiwillige bereits vorher in der Heimat machen konnte? Ich
schätze der gesamte Vorbereitungs- und Abreisestress gehört dazu.
Eine kleine Übersicht kann also nicht schaden:
Prä-Abreisephase (4 Wochen vorher)
Kaum
hält man sein Abizeugnis in der Hand, wird einem erst bewusst, dass
es nun keinerlei Schutz mehr vor der weiten, unberechenbaren Zukunft
mehr gibt. Als Freiwillige deren Abreisetermin schon feststand und
die somit noch ein Jahr Schonfrist genießt, fühlt man sich
entgegen seiner planlosen Freunden, die Bewerbungen losschicken,
Wohnungen suchen und ihr Leben planen müssen, ziemlich entspannt und
ausgeglichen. Das einzige, was leicht nervte, doch das kann auch nur
an mir liegen, sind die Leute, die ständig mein Reiseziel
missverstanden.
Kurzes Beispiel
Random Person: Ohhh, ein Jahr im
Ausland? Wo geht’s denn hin?
Ich: Bosnien
Random Person: OHHH, Brasilien! (Holt Luft, um irgendeine Geschichte aus diesem sehr bekannten Land zu erzählen)
Ich: Nein, Bosnien!
Random Person: Ohhhh... (betretenes Schweigen)
Wohlgemerkt: Nicht alle Leute haben so reagiert, doch die meisten haben erst aufgehört mir verwirrte Blicke zuzuwerfen, wenn ich erklärt habe, dass ich in Bosnien ein Soziales Jahr mache und nicht einfach nur so dorthin reise. Ich wurde dann nicht mehr angestarrt, als sei ich geistig labil, jedoch musste ich jedes Mal die Frage beantworten, wie ich denn auf Bosnien gekommen sei. Ich muss zugeben, es war wirklich nicht mein Top-Wunsch-Ziel, aber mal ernsthaft; Warum ist Bosnien denn ein so unglaubliches Reiseziel? Vielleicht ergibt sich die Antwort während meines Jahres hier ja noch...
Ich: Bosnien
Random Person: OHHH, Brasilien! (Holt Luft, um irgendeine Geschichte aus diesem sehr bekannten Land zu erzählen)
Ich: Nein, Bosnien!
Random Person: Ohhhh... (betretenes Schweigen)
Wohlgemerkt: Nicht alle Leute haben so reagiert, doch die meisten haben erst aufgehört mir verwirrte Blicke zuzuwerfen, wenn ich erklärt habe, dass ich in Bosnien ein Soziales Jahr mache und nicht einfach nur so dorthin reise. Ich wurde dann nicht mehr angestarrt, als sei ich geistig labil, jedoch musste ich jedes Mal die Frage beantworten, wie ich denn auf Bosnien gekommen sei. Ich muss zugeben, es war wirklich nicht mein Top-Wunsch-Ziel, aber mal ernsthaft; Warum ist Bosnien denn ein so unglaubliches Reiseziel? Vielleicht ergibt sich die Antwort während meines Jahres hier ja noch...
Abreise-Phase (5 Tage vorher)
Langsam
ging’s in die „heiße Phase“. Bei mir als Last-Minute-Packerin
und erkundungsfreudiger Tennager bedeutete das: Koffer packen
aufschieben und ein schlechtes Gewissen haben, weil alle um mich
herum ihre emotionalen „Bald-geht-sie-weg“-Momente hatten, meine
Gedanken jedoch bereits komplett bei meinem Auslandsjahr waren. Für
mich war das eine ziemlich entspannte Zeit, die ich mit Freunden
verbrachte und in der ich versuchte mir einen einjährigen Vorrat an
Kinderschokolade in wenigen Tagen anzufressen (schließlich muss ich
auf die ja vorerst verzichten). Die von mir erwartete Panik blieb
aus.
Erste Abreise (2 Tage vorher)
Ich hätte
erwartet, dass meine letzte Nacht in meinem heißgeliebten Bett der
Nacht vor meiner Matheabiklausur ähneln würde: Wach im Bett liegen,
versuchen regelmäßig zu atmen, nicht zu weinen und im Endeffekt
doch aufgeben und nochmal alles durchgehen. In der Nacht kriegte ich
echt kein Auge zu, jedoch nicht auf Grund von Stress verursachter
Übelkeit und Schweißausbrüchen, sondern weil ich meine Sachen noch
packen musste. (Kleiner Tipp für die Zukunft: Für ein ganzes Jahr
ohne Packliste und am Abend vorher zu packen, ist wirklich
semioptimal)
Hat aber alles geklappt und ich war schließlich doch pünktlich am Bahnhof, um nach München zu fahren.
Hat aber alles geklappt und ich war schließlich doch pünktlich am Bahnhof, um nach München zu fahren.
Zweite Abreise (1 Tag vorher)
Auch in
meiner letzten Nacht in Deutschland schlief ich selig auf dem
Gästebett meiner Familie in München. Aufregung verspürte ich
nicht, aber Freude darüber meine letzte Zeit in der Heimat noch mit
meinen sehr süßen Cousinen und meinem coolen Onkel und meiner
coolen Tante verbringen zu können. Die erste Situation, in der mein
Körper sich mal dazu bequemte, Adrenalin durch meine Arterien zu
pumpen, ergab sich, als Julian (mein Mitfreiwilliger/ Mitbewohner)
und ich bereits im Bus nach Tuzla standen. Betonung hierbei ganz klar
auf STANDEN. Sitzplätze gab es leider keine mehr. So wurden wir
wieder aus dem Bus gescheucht und unser Gepäck wurde uns wieder in
die Hand gedrückt. Erst als der Busfahrer zu uns sagte: „Warten
Sie hier, es kommt gleich noch ein zweiter Bus“, konnte ich mich
wieder etwas entspannen.
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Mega gemütlich: 14 Stunden Reisebus |
Wir machten es uns also im Bus so
gemütlich, wie es eben möglich war, unterhielten uns ein wenig mit
den anderen Fahrgästen und ich versuchte einer ziemlich skurrilen
bosnischen Komödie mit ausufernden Verfolgungsjagden, klischeehaften
Amerikanern mit Revolvern und gelegent- lichen Gesangseinlagen
inklusive Musikvideos zu folgen. Nach 12,5 Stunden Fahrt, 2 Stunden
Wartezeit an der kroatischen Grenze und gefühlt 104 Beinkrämpfen
erreichten wir nun also Tuzla und direkt erwartete uns der erste
Kulturschock, als zwei kleine Mädchen über den Busbahnhof liefen,
um das Gepäck schlichen und um Geld bettelten. Nachdem wir an so
vielen deutschen Geschäften wie Deichmann und DM vorbeigefahren
waren, war das wohl der Moment, in dem ich bemerkte, dass es wohl
doch größere Unterschiede zwischen Deutschland und Bosnien gibt.
Mehr solcher Momente sollten folgen...
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